Luluk Purwanto & the Helsdingen trio - 2002


German Press Clipps

 

Eine Gruppe die mit unbändigem spass am kreativen Musizieren die zwei Stunden zwischen Tag und Dämmerung zu einem viel zu kurz erscheinendem feuerwerk zahlloser ideen zusammenschmolzen. Das sprudelte und perlte, prickelte und prasselte, rannte, raunte und rauschte, rumpelte und ratterte, klapperte und klopfte, jonglierte und jubelte ohne Ende durch die freien Felder einer langen Jazztradition von Swing über Bebop und modern Mainstream bis hin zu poppig anmutendem Fusion, garniert mit einigen Volksmelodieen Indonesiens, die immer wieder ein wenig weltmusikalisches Flair unter die fröhlichen Improvisationen mischten

Glaubt man ihren Worten, so ist die ethnische und kulturelle Vielfalt des grossen Inselreiches Indonesien verantwortlich für ihren lockeren, freien Umgang mit den musikalischen Stilen. Im Falle Luluk Purwanto ist es leider nicht möglich ein klischee zu umgehen. Die umschreibung "Teufelsgeigerin" ermöglicht allerdings eine ungefähre Vorstellung dessen, was diese zierliche Frau mit ihrer Violine anstellt. Luluk Purwanto jagt mit ihrer Bogen über die Saiten und befreit ihr instrument dabei von jeglicher Beschaulichkeit und süss-schluchzender Nostalgien. Modern Jazz steht in Mittelpunkt, kompositorische Raffinessen mit einem Hang zu ausgesprägten Soli. Persönliche Statements der Musiker, verschiedene Stile uns Stimmungen, Einflüsse und Traditionen inspirieren diese Musik. Anything goes - Auch, das Luluk gleichzeitig Geige spielt und singt. Unisono mit der melodie ihres Instumentes summt und scatted sie Die Musik wird noch eindringlicher und erhält einen Glanz von Leichtigkeit.

Die Indonesierin Luluk Purwanto, deren Instrument, die violine, ein eher untypisches instrument der jazz-Szene ist, machte nicht nur wegen ihres extravaganten Outfits eine gute figur. Auch ihre wunderbare Stimme in verbindung mit diversen akustischen Hilfsmitteln machen ihre Art von Jazz zu einem erlebniss. Von gefühlvollen Stücken, meist inspiriert durch Lieder ihrer Indonesischen Heimat, bis hin zu Be-Bop Rhytmen war das musikalische Programm sehr abwechselungsreich und wurde zu keinem Zeitpunkt langweilig.

Ihre musikalische Ausbildung erwarb sie sich am Sydney Conservatorium of Music in Australien und am institut of Art in Yogyakarta Indonesien. Ab 1980 begann sie Jazz zu spielen und startette ihre Karriere, indem sie quer durch die welt kreuzte und auf Festivals, in konzerthallen und jazzclubs spielte. Auf einer tournee durch Indien und Indonesien lernte sie in 1986 ihren künftigen Ehemann, Pianist und produzent René van Helsdingen, kennen, mit welchem zusammen sie auch harmonierendes, sich ergänzendes Paar abgibt.

"Tunggu" lautet der titel einer wunderschönen Komposition von Luluk Purwanto und bedeutet soviel wie warten. Sie handelt von einer Person, die in dem aus über 13000 Inseln bestehenden Heimatland der Violistin, Indonesien, geduldig tagträumend auf den Bus wartet, und damit Stunden zu verbringen scheint, in Realität aber nur wenige minuten wartet. Ebenso schnell ging das in jeder Beziehung kurzweilige Konzert vorüber. Es mag an der stilistischen Vielfalt, der Präzision und Perfektion und einer gewissen Ästhetik gelegen haben.

Fürs erste ist der Zuhörer einmal perplex: Die junge Indonesierin spielt die geige mit einer verblüffenden Leichtigkeit. Mit sicherer Hand führt sie den Bogen, die Beweglichkeit ihrer Finger ist unglaublich, die Phrasierung perfekt ternär groovend und die Klangfarbe der Geige warm, fein, irgendwie auslaufend ohne scharfe Grenzen, sich trotzdem aber deutlich vom Bandgefüge abhebend. Die Bandbreite ihrer Stilmittel ist ungebrochen: Vertrackte Läufe in Höllischem Tempo, Doppelgriffe, Vibrato, Tremolo, oder Erzeugen einer sphärisch schwebenden Klangfarbe dank des elektronischen Effektgeräts. Luluk strahlt ununterbrochen, erzählt Geschichten und lässt immer wieder ihren weiten kulturellen Background durchschimmern. Mit dem Daumen zupft sie ihre Violine und lässt sie wie eine fusiongitarre klingen, häufig singt sie simultan unisono mit (mittels dem an ihrer reich verzierten Kopfbedeckung befestigten Mikrofon) oder bedient den von ihr aufgebauten Perkussionsapparat, bestehend aus verschiedenen Schellenkränzen, Glocken, Pfeifen, Rasseln, einem Gong, Tierstimmen imitierenden Instrumenten usw. Immer wieder brechen Fragmente aus der volkstümlichen Musikkultur Indonesiens durch.

Mitreissende Intensität / Einem unverzichtbaren Beitrag lieferte aber auch das erstklassige Trio. Die begleitarbeit der absolut soliden, tighten Rhythmsection fesselte, der erzeugte Groove von mitreissender Intensität. Die Soli des Pianisten und Ehemanns Purwantos, René van Helsdingen, glichen den Erruptionen eines Vulkans. Aus dem Nichts heraus lieferte er plötzlich die wildesten Eskapaden, driftete davon und kehrte unerwartet in vetraute Gefilde zurück.

Nicht nur sein Pianospiel, sondern sein ganzes Auftreten sind dynamisch- er, der die ganze Band Managt, über ein firma verfügt und ein erfahrener Produzent ist, gibt während des ganzen Konzerts immer wieder Regieanweisungen und bedient die Pedale des Reisecars, den er selbst chauffiert, laut eigenem Geständnis am liebsten in gleicher Art und Weise wie die jenigen seines Pianos. Die Strapazen der tournee können ihm nichts anhaben, das energiebündel lächelt ständig zum lässig auf einem Barstuhl sitzenden Bassisten hinüber.

Schade dass nur wenige Zuschauer den Weg in den jazz-Club an diesem Abend fanden, denn obwohl das publikum sichtlich in "ihren" Bann gezogen wurde, war die Kulisse einer Solistin wie Luluk Purwanto nicht ganz würdig. Nach mehren zugaben veabschiedeten sich Luluk Purwanto & the Helsdingen trio spät in der Nacht von
einem begeisterten Publikum.

 

 

    Luluk Purwanto
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